»Ich möchte gesellschaftliche Verantwortung übernehmen – deshalb habe ich eine Stiftung gegründet.«

5 Gesichter, 5 Geschichten – Engagement im Stiftungssektor kennt die unterschiedlichsten Formen: Nach 20 Jahren ehrenamtlichem Engagement hat Dina Teuchner gemeinsam mit ihrem Mann die Diyi for Kids Stiftung gegründet, um der Gesellschaft etwas Bleibendes zurückzugeben. Wir haben mit ihr über die damit verbundene Verantwortung gesprochen.

 

Sie haben 2016 die Diyi for Kids-Stiftung gegründet. Welche Gründe haben Sie damals bewogen, Stifterin zu werden?
Wir engagieren uns bereits seit über 20 Jahren ehrenamtlich, davon viele Jahre in der Kinderhilfsorganisation „Plan International“. Wenn ich „wir“ sage, dann meine ich damit meinen Mann und mich. Gemeinsam haben wir die Stiftung aus der Überzeugung heraus gegründet, dass wir gesellschaftliche Verantwortung übernehmen und der Gesellschaft auch etwas zurückgeben möchten.
Wir arbeiten beide in Berufen, in denen Kommunikation, Bildung und persönliche Weiterentwicklung eine große Rolle spielen. Mit der Stiftung möchten wir diese Aspekte in der Gesellschaft stärken.

Eine Stiftung zu gründen, ist ja auch ganz persönlich ein großer Schritt. Wie hat sich Ihre ehrenamtliche Arbeit mit der Gründung verändert?
Das stimmt, eine Stiftungsgründung ist ein großer Schritt. Aber auch kein ganz schneller. Von der Idee bis zur eigentlichen Gründung sind ein paar Jahre vergangen. In diese Zeit fiel auch die Entscheidung, die Stiftung als Treuhandstiftung unter dem Dach der Stiftung Hilfe mit Plan zu gründen. Das Modell der Treuhandstiftung ist ja noch gar nicht so bekannt: Bei dieser Stiftungsform überträgt der Stifter das Stiftungsvermögen einem Treuhänder, der es getrennt von seinem eigenen Vermögen gemäß den Satzungsbestimmungen der Stiftung verwaltet.
Mein Engagement hat sich in den zurückliegenden sechs Jahren auf jeden Fall verändert und erweitert. Eine Stiftung zu führen, ist wie ein Unternehmen zu führen. Der Unterschied ist eigentlich nur, dass die Einnahmen einem gemeinnützigen Zweck zugeführt werden. Unsere Stiftung wird buchhalterisch verwaltet, wir kommunizieren diese öffentlich und sind online vertreten durch unsere Website und auf Social Media Kanälen – eben alles Aufgaben, die auch ein Unternehmen hat. In dieser Hinsicht hat sich ein Teil unserer Arbeit schon verändert. Hinzu kommt, dass sich Kommunikation auch sehr schnell verändert. Früher waren wir mit Plan International auf sehr vielen Veranstaltungen oder auch auf der Straße, um das persönliche Gespräch zu möglichen Unterstützerinnen und Unterstützern zu suchen oder auf die Organisation überhaupt aufmerksam zu machen. Diese Kommunikation hat sich nicht erst durch Corona stark in das Internet und auf Social Media verlagert. In dieser Hinsicht hat sich unsere Arbeit natürlich auch verändert.

Dieses Arbeitsvolumen muss man natürlich erst einmal schaffen. Haben Sie von Beginn an mit diesem Aufwand gerechnet?
In Deutschland gibt es ja mittlerweile über 23.000 rechtsfähige Stiftungen und in Berlin über 1.000. Viele dieser Stiftungen stehen in Konkurrenz zueinander, wenn es um das Einwerben von Spendengeldern geht. Von anderen Rechtsformen, beispielsweise Vereinen, ganz abgesehen. Uns war daher von Anfang an bewusst, dass es eine große Herausforderung wird, in diesem Umfeld die Stiftung bekannt zu machen.
Außerdem haben wir uns bewusst dafür entschieden, parallel mit drei Projektpartnern zu arbeiten. Wir unterstützen ein internationales Projekt mit Plan International, ein Projekt in Deutschland mit den ROTE NASEN und eines in unserer Heimatstadt Berlin mit der Bürgerstiftung Berlin. Drei Projekte bedeuten auch drei Kommunikationsschwerpunkte, wobei wir auch immer unsere Partner vorstellen. Die geleistete Arbeit rechtfertigt den Aufwand aber auf jeden Fall.
Unterschätzt haben wir ehrlicherweise den Aufwand für die Social Media-Arbeit. Da mussten wir uns alles selbst erarbeiten. Zunächst haben wir das über unsere privaten Kanäle gemacht und dann Schritt für Schritt auf die Stiftung übertragen. Mittlerweile haben wir auch einen Instagram-Account. Wir versuchen dadurch, auch die jüngere Generation zu erreichen. Hinzu kommt natürlich noch unsere eigene Website, auf der wir regelmäßig News posten. In diesem Jahr kam noch ein LinkedIn-Profil dazu, um uns auch bei Firmen bekannter zu machen.
Auf der anderen Seite sind wir in der glücklichen Lage, viele Spenderinnen und Spendern zu haben, die uns Zeit und ihr Engagement spenden. Diese Menschen helfen uns beim Korrekturlesen, bei Social Media oder auch bei Gestaltungen. Unser Stiftungsflyer, den wir seit Dezember haben, wurde beispielsweise von einem Zeitspender gestaltet, so dass wir nur noch die Druckkosten hatten. Neben dieser Unterstützung können wir aber auch so voll und ganz auf unsere Diyi-Freunde zählen, die uns bekannt machen und über unsere Arbeit berichten. Ohne diese vielen Helferinnen und Helfer wäre die Arbeit nicht zu schaffen.

Sind Sie mit diesen Herausforderungen auch persönlich gewachsen?
Ich glaube, unsere Stiftungsarbeit ist an sich sehr persönlich, da wir viel im Austausch mit unseren Spenderinnen und Spendern sind. Social Media kann da ein guter Kanal sein. Den direkten persönlichen Kontakt kann das jedoch nicht ersetzen. Die persönliche Verbundenheit und das direkte Gespräch bringen einfach viel, viel mehr.
Im vergangenen Dezember hatte uns beispielsweise ein Unternehmen eine größere Summe gespendet. Wir haben uns nicht einfach nur bedankt, sondern ein virtuelles Kennenlernmeeting veranstaltet. Wir hatten so die Gelegenheit, unsere Stiftung, unsere Arbeit und unsere Projekte in einem persönlichen Rahmen vorzustellen. Am Ende sagte die Spenderin, dass sie jetzt Gänsehaut hätte und noch mehr als zuvor überzeugt sei, mit der Spende die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Dank des Meetings haben wir sogar noch eine neue DIYI-Freundin dazugewonnen.

Wenn Sie zwei Wünsche frei hätten: Was wäre Ihr Wunsch für Ihre eigene Stiftung? Und was wünschten Sie sich für die Stiftungslandschaft in Berlin?
Für unsere Stiftung wünschen wir uns, dass wir viele weitere Projekte für Kinder und Jugendliche unterstützen dürfen und wir dabei als vertrauensvoller Stiftungspartner wahrgenommen werden. Und natürlich, dass wir auch weiterhin auf die tolle Zusammenarbeit mit der Stiftung Hilfe mit Plan bauen können.
Für die Stiftungslandschaft, nicht nur die Berliner, würde ich mir mehr Austausch untereinander wünschen. Ich meine damit, dass sich Stiftungen zum Beispiel auf regionaler Ebene in kleineren Netzwerken zusammentun, sich miteinander austauschen und voneinander lernen. Ich bin beispielsweise gerade auf der Suchen nach einem Social-Media-Tool, mit dem ich alle Aktivitäten bündeln kann. Das Ganze sollte natürlich nicht zu viel kosten, da wir sehr verantwortungsvoll mit unseren Spendengeldern umgehen. Bisher habe ich da noch nichts gefunden. Aber am Ende haben wir doch alle das gleiche Ziel: Wir wollen der Gesellschaft etwas zurückgeben.

Das ist ein wunderbares Schlusswort. Dann sind Sie im Netzwerk der Berliner Stiftungswoche genau richtig.
Ich freue mich schon sehr darauf, mein eigenes Netzwerk in der Woche zu erweitern und viele spannende Stiftungen kennenzulernen.

Vielen Dank für das Interview. Wir sehen uns dann im April!
Sehr gerne und bis dahin!