Bereits zum zehnten Mal findet die Berliner Stiftungswoche statt. Als das Veranstaltungsformat 2010 an den Start ging, war es durchaus ein ambitioniertes Experiment: Kann es gelingen, so viele unterschiedliche Stiftungen mit ihren individuellen Stiftungszwecken und ihren verschiedenen Themen in einem bestimmten Zeitraum zu einer »konzertierten Aktion« zu bewegen und gemeinsam Flagge für die Zivilgesellschaft zu zeigen? Nicht wenige waren skeptisch, galt Berlin doch kaum mehr als klassische Stiftungsstadt. Doch nach einem Jahrzehnt steht fest: Das Experiment ist geglückt und zieht Jahr für Jahr weitere Kreise. Dem Berliner Beispiel sind mittlerweile andere Städte und Regionen gefolgt und haben vergleichbare Formate geschaffen.
Die Geschichte der Berliner Stiftungswoche
Die Geschichte der Berliner Stiftungsrunde begann bereits im Januar 2008. Auf Initiative des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen und der Stiftung Zukunft Berlin trafen sich im Allianz Forum am Pariser Platz Vertreter von knapp 20 Stiftungen. Regine Lorenz, Sprecherin der Berliner Stiftungswoche, beschreibt die Motivation hinter dem Treffen: »Auch wenn viele Stiftungen über den Bundesverband oder gemeinsame Projekte miteinander verbunden waren, gab es ein großes Bedürfnis nach einem informellen Austausch.« Ein weiteres Ziel: Berlin sollte wieder als Stiftungsstadt wahrgenommen werden. Regine Lorenz über die Situation in der Stadt, gut zwei Jahrzehnte nach dem Mauerfall: »Viele große Stiftungen hatten wieder Repräsentanzen in Berlin eröffnet und es wurden neue Stiftungen errichtet. Trotz dieser Entwicklungen war ein Vergleich mit der früheren Stiftungsstadt nicht möglich.« Die Arbeit der Stiftungen sollte auch nach außen hin sichtbarer werden. »Mit dem 20-jährigen Jubiläum des Mauerfalls kam die Kulturprojekte GmbH mit ihrer Dominostein-Aktion auf die Runde zu. Leider verhinderten die unterschiedlichen Stiftungszwecke, dass sich alle Stiftungen an diesem Projekt beteiligen konnten«, so Regine Lorenz weiter. Dieser Umstand war jedoch das Initial für das eigene große Projekt: die Berliner Stiftungswoche.
Der Erfolg der Stiftungswoche
An der ersten Berliner Stiftungswoche 2010 nahmen rund 70 Stiftungen teil und präsentierten einen Veranstaltungsmarathon mit Vorträgen, Diskussionen, Konzerten, Theater oder Führungen. Im Jahr 2012 gab es gleich zwei Neuerungen: Die Stiftungswoche wählte sich ein jährlich wechselndes Schwerpunktthema und Peer Steinbrück hielt die erste Berliner Stiftungsrede. Ihm folgten in den weiteren Jahren der Schriftsteller Robert Menasse, der Philosoph Harald Welzer, Kulturstaatsministerin Monika Grütters, der ehemalige Bundesverfassungsrichter Udo Di Fabio und Altbischof Wolfgang Huber. Seit 2015 werden verschiedene Aspekte des jeweiligen Schwerpunktthemas zu Beginn der »langen Woche« in der Auftaktveranstaltung mit Diskussionsrunden in einem weitestgehend offenen Format angerissen. Auch im Hintergrund hat sich die Woche verändert. Im Jahr 2013 wurde die Berliner Stiftungswoche gGmbH gegründet, um das komplexer gewordene Projekt adäquat umzusetzen und die Berliner Stiftungsrunde hat mittlerweile 31 Mitglieder.
Das Jubiläum
Nun folgt die 10. Ausgabe: Vom 2. bis zum 12. April 2019 werden die Scheinwerfer wieder auf die Arbeit der Stiftungen gerichtet. Und sie zeigen noch mehr: Berlin ist wieder auf dem Weg, eine Stadt der Stifterinnen und Stifter zu werden, wie sie dies vor dem Zweiten Weltkrieg, vor dem Holocaust und vor der Teilung der Stadt bereits einmal war. 2010 zählte die Stiftungsaufsicht rund 700 Stiftungen in der Stadt. Heute sind es mehr als 930 rechtsfähige Stiftungen bürgerlichen Rechts, die sich zu den unterschiedlichsten sozialen, politischen, kulturellen und karitativen Themen in der Hauptstadt und darüber hinaus engagieren.. Die Berliner Stiftungslandschaft wächst weiterhin. Gleiches gilt für die Berliner Stiftungswoche. Stiftungen liegen im Trend und die Stadt besitzt eine Strahlkraft, die auch immer mehr international agierende Stiftungen veranlasst, ihren Sitz nach Berlin zu verlegen. Auch das wird die Stiftungswoche 2019 zeigen: Wir dürfen gespannt sein!