Stiftungsrede von Prof. Dr. Maja Göpel im Roten Rathaus
Starker Auftakt zur 16. Stiftungswoche gestern in Berlin, die erstmalig vom Verein Berliner Stiftungen e.V. ausgetragen wird. Nach Begrüßung durch DR. ANNA KRAFTSOFF, Vorstandsvorsitzende des Vereins und Leiterin des Berliner DSZ-Büros, würdigte Kultursenator JOE CHIALO Stiftungen als „Impulsgeber für eine Kultur des Miteinander“.
Viel Stoff für angeregte Diskussionen lieferte Transformationsexpertin PROF. DR. MAJA GÖPEL in der „Berliner Stiftungsrede“ zum Motto der Stiftungswoche „… UND RECHT UND FREIHEIT“, dem sich natürlich die Frage anschloss, wie es denn beim Thema Einigkeit steht.
Göpel erklärte in Anlehnung an das Zitat von Gloria Steinem „The truth will set you free. But first it will piss you off“, dass der Zwang zur umfassenden Veränderung weiterhin bestehe und nicht nur bspw. eine Frage der Energiegewinnung sei, sondern eben ganz klar auch unsere Lebensgewohnheiten betreffe. Statt aber nur über Verzicht zu sprechen, solle ins Zentrum der Diskussionen gestellt werden, was wir denn erhalten wollten und was uns wichtig sei. Der Wohlstandsforschung entsprechend herrsche große Einigkeit in der Bevölkerung über die Werte Wohlstand, Sicherheit und Freiheit. Nun müsse ausgehandelt werden, unter welchen Bedingungen sie erreichbar seien.
Dabei sei es wichtig, dass jeder seinen Platz in der Gesellschaft finden könne und nicht herausfalle. Als ein aktuelles Beispiel nannte Göpel in Anlehnung an die viel diskutierte Netflix-Serie „Adolescence“, dass eben auch hingeschaut werden müsse, wie die stärkere Unabhängigkeit von Frauen das Rollenbild von Männern verändere, um rechten Influencern auf Social Media keine offenen Flanken zu bieten.
Mit Blick auf die Entwicklungen in den USA forderte Göpel eine klare Haltung ein. Medien, Wissenschaft und Gerichtsbarkeit seien dort als erstes unter Druck geraten. Mit harschen Konsequenzen: „Wenn der wissenschaftliche Konsens in Frage gestellt wird, sind wir im Mittelalter.“
Donald Trump und Elon Musk zielten auf eine Erosion des Selbstwertes von Menschen ab, die in diesen Bereichen arbeiteten. Sie müssten geschützt und gleichzeitig an ihre Ehre erinnert werden. Sie bräuchten Mut, aber auch das Wissen, dass es genug andere gebe, die neben und hinter ihnen stünden. Wegducken sei das, was autoritäre Kräfte wollten und was Werte zerstöre. „Wir sind in Europa aufgerufen, ein Gegenmodell hochzuhalten“, betonte Göpel. So unbequem es sein möge, müsse immer auch die Konsequenz des Nicht-Handels mitbedacht werden.
Göpel mahnte Wahrhaftigkeit, den Willen hinzugucken und eine Mobilisierung an, die nicht aus einer Kosten-Nutzen-Rechnung entstehen werde. In Anlehnung an die Gerechtigkeitstheorie des Ökonomie-Nobelpreisträgers Amartya Sen erklärte sie, dass Werte und Moral eben nicht zu unterschätzen seien, „gerade heute, wo sich vieles nicht rechnen wird, und trotzdem unfassbar lohnt“.
Britta Bode, Deutsches Stiftungszentrum