Am Schiffbauerdamm, links

Die Koepjohann’sche Stiftung wurde 1792 gegründet – seit 2018 ist sie Mitglied der Berliner Stiftungsrunde • Von Janka Haverbeck

 

 

Es klingt kurios, aber es ist so: Die Koepjoann’sche Stiftung ist mit ihren nunmehr 226 Jahren eine der ältesten Stiftungen Berlins. Und gleichzeitig ist sie das jüngste Mitglied der Berliner Stiftungsrunde; also das Mitglied, das zuletzt diesem Kreis beigetreten ist. Grund genug, einige Schlaglichter auf die bewegte Geschichte der Stiftung und auf ihre heutigen Aktivitäten zu richten, vom Bewahren und Gestalten in Berlins Mitte.

1792 – drei Jahre nach der Französischen Revolution, zu Lebzeiten von Kleist, Goethe und Schiller –verfügte der Berliner Schiffbaumeister und Unternehmer Johann Friedrich Koepjohann testamentarisch, dass seine in der Spandauer Vorstadt gelegenen Immobilien den Grundstock für eine Stiftung bilden sollten. Koepjohann bedachte in seinem Testament seine Verwandtschaft, die seiner Frau Maria Elisabeth und die Angestellten seiner Werft. Darüber hinaus sollten auch die Witwen und Waisen der Sophiengemeinde Zuwendungen erhalten.

Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurden auf dem ehemaligen Werftgelände aus Mitteln des Stiftungskapitals die Wohn- und Geschäftshäuser an der Albrechtstraße 14-16 und Anfang des 20. Jahrhunderts das Eckhaus Schiffbauerdamm 8/ Albrechtstraße 13 erbaut.

Gutes Tun aus Miet- und Pachteinnahmen

Aus den Gewinnen, die die Stiftung mit den Miet- und Pachteinnahmen erwirtschaftet, wird heute wie damals, der Stiftungszweck erfüllt. Inzwischen unterhält die Stiftung eigene Einrichtungen und unterstützt andere im Stiftungsgebiet gelegene soziale Projekte. Wie vom Stifter verfügt, erhalten auch bedürftige Frauen aus der Familie des Stifters und aus der Evangelischen Kirchengemeinde am Weinberg Zuwendungen: die sogenannten Koepjohannitinnen. Mit diesem Begroff werden alleinstehende Frauen im Seniorenalter bezeichnet, die Gemeindemitglieder sind und von der Stiftung unterstützt werden.

Rückblickend hat die Stiftung einigen Stürmen getrotzt – und Weltkriege, Kaiser, Könige, finanzielle Notlagen sowie ein geteiltes Deutschland überlebt. Am 17. Dezember 2017 jährte sich das Taufdatum des Stifters zum 300. Mal, das genaue Geburtsdatum ist nicht überliefert, in den Kirchenbüchern ist es nicht vermerkt. Einzig über das Taufdatum ist etwas zu lesen.

Die Einrichtungen der Koepjohann’schen Stiftung heute

Stiftungen sind für die Ewigkeit angelegt. Das was bisher geschaffen wurde, ist eine sehr solide Grundlage, sich dem Anliegen des Stifters weiter zu widmen und es weiter zu entwickeln. Die Stiftung hat beste Voraussetzungen, neue und innovative Wege zu gehen. Sie muss sich den gesellschaftlichen Herausforderungen stellen, immer wieder auch Impulse in Politik und Gesellschaft setzen und für die Zielgruppe viele positive Veränderungen erreichen. Das zeigt sich in der Arbeit heute mit zeitgemäßen Angeboten für Menschen, die Unterstützung benötigen. Insgesamt sechs Einrichtungen umfasst die Arbeit der Stiftung.

Kieztreff Koepjohann: Der Kieztreff Koepjohann ist ein Begegnungs-und Informationszentrum in der Großen Hamburger Straße in Berlin Mitte.

Känguru – Hilft und Begleitet: Känguru ist eine Einrichtung zur Unterstützung von Familien mit Säuglingen oder Kleinkindern. Känguru ist ein Kooperationsprojekt der Koepjohann’schen Stiftung und dem Diakonischen Werk Berlin Brandenburg-schlesische Oberlausitz e.V.

elisSa- ehrenamtlich, liebevoll, integrativ, Seniorenangebote im Kiez, (ehemals Besuchsdienst) bietet Seniorinnen und Senioren einen Ort, sich mit anderen Menschen zu treffen, auszutauschen und gemeinsam Zeit zu verbringen.

Sophie: Der Frauentreffpunkt bietet obdachlosen und von Obdachlosigkeit bedrohten Frauen einen geschützten Ort, an dem sie Zeit verbringen können und professionelle Unterstützung finden.

Wohn- und Beratungshaus für Frauen in Not: Das im Bau befindliche Gebäude in der Tieckstraße wird wohnungslosen und von Wohnungslosigkeit bedrohten Frauen einen Ort bieten, in dem sie Schutz, Beratung und Hilfe und eine temporäre Wohnmöglichkeit finden. Das Diakonische Werk Berlin Stadtmitte wird als Mieter die vier Etagen selbst ausstatten, im Souterrain wird die Stiftung ihr Angebot mit einer weiteren Tageseinrichtung zu der schon in der Albrechtstraße existierenden Tageseinrichtung Sophie erweitern.

Koepjohannitinnen: Die Koepjohannitinnen sind alleinstehende Frauen im Seniorenalter, die Mitglied der Gemeinde am Weinberg sind und von der Stiftung unterstützt werden. Es gibt zwei feststehende Termine im Kalender, wo alle zusammenkommen: die Dampferfahrt im Sommer und das Adventskaffeetrinken im Dezember.

 

Weitere Informationen zur Geschichte der Stiftung (u.a. mit einer ausführlichen Chronik) und zu den aktuellen Projekten: www.koepjohann.de